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Die Tragödie des FDNY

von Manfred Gihl, Hamburg1

 

Der 11. September 2001 wird für immer der schwärzeste Tag in der Geschichte des Fire Department New York City (FDNY) bleiben. Beim Einsturz der Twin Towers des World Trade Center (WTC) sind vermutlich 340 Feuerwehrleute ums Leben gekommen. Unter den Toten befinden sich Fire Chief Peter J. Ganci jr., First Deputy Fire Commissioner2 William Feehan, Chief of special operations command Raymond M. Downey und Kaplan Mychal Judge.

Derzeit werden etwa 300 Feuerwehrleute noch vermisst. Es wird davon ausgegangen, dass sie den Einsturz des World Trade Centers nicht überlebt haben. Außer den drei genannten werden noch vermisst oder sind bereits geborgen: ein Fire Marshal, zwei Paramedics, 20 Chiefs, 20 Captains, 47 Lieutenants und 247 Firefighter. Das FDNY geht davon aus, dass während des Einsturzes rund 400 Feuerwehrkräfte im Gebäude waren. Der New Yorker Bürgermeister, Rudolph W. Giuliani, korrigierte die Zahl der Vermissten unterdessen auf 5219. Bisher wurden 363 Menschen geborgen. 

Chief Peter J. Ganci begann seine Feuerwehrlaufbahn 1968. First Deputy Commissioner Feehan stammte ebenfalls aus den Reihen des FDNY. Bevor er auf die politische Ebene wechselte, war er selbst Chief des FDNY gewesen. Deputy Fire Chief Downey war ein landesweit anerkannter Experte für "Urban Search and Rescue" (USAR – Suche und Rettung von Verschütteten). Gancy, Feehan, Downey und weiteres Personal befanden sich planmäßig beim command post, der mobilen Befehlsstelle in Sichtweite des WTC, als sie von den Trümmern des einstürzenden Tower 1 (Nordturm) erschlagen wurden.

Mit ihnen starben oder gelten als vermisst die kompletten Besatzungen aller fünf rescues, der sieben squads, der ladder companies 3, 101, 105, 132 und der engine companie 33. Gegenwärtig gelten bis zu 270 Feuerwehrmänner als vermisst, das ist praktisch der gesamte "Erste Abmarsch", der mit Auslösung des 5. Alarms ausrückte.

17 engines und ladders sowie Rescue 1 wurden durch umherfliegende Trümmer stark beschädigt. Einige davon müssen als Totalschaden abgeschrieben werden.

Beim FDNY standen bis zum Unglück 209 engine companies, 142 ladder companies, sieben squad compamies, fünf rescue companies, zahlreiche Sonderfahrzeuge und drei Löschboote im Dienst. In Manhattan allein waren 43 engine companies, 32ladder companies, zwei squad companies (engines mit zusätzlicher Ausrüstung wie ladder und rescue), eine rescue company, zwei high rise units (Rüstwagen für Hochhauseinsätze), eine maxi water unit (engine mit größerer Pumpenkapazität) und eine marine company (mit drei Löschbooten) stationiert. Die engines (Löschfahrzeuge) rückten mit einer Besatzung von 1/4 (teilweise auch 1/5) aus, die ladders (Drehleitern), squads und rescues waren jeweils mit 1/5 besetzt.

Alle Hochhäuser in New York City stehen unter 5. Alarm, d.h. bei einer Feuermeldung von dort werden 20 engines, 10 ladders, zwei rescues, eine squad unit sowie bestimmte Sonderfahrzeuge alarmiert. Als Führungskräfte rücken dazu der jeweils für 24 Stunden für das gesamte Stadt zuständige tour commander (im Range eines Assistant Fire Chief) sowie mindestens sieben Battalion Chiefs und zwei Division Chiefs aus.

Zum Einsatz im WTC wurde demzufolge für jeden der beiden Tower 5. Alarm ausgelöst. Das bedeutete, dass in kurzer Zeit mindestens 235 Feuerwehrkräfte am WTC eingetroffen waren. Außer dem oben genannten Führungspersonal waren auch der Chief of Department Ganci und Deputy Fire Commissioner Feehan sofort ausgerückt. Als das Ausmaß der Katastrophe erkannt wurde, erhöhte die Einsatzleitung auf 9. Alarm. Hinzu kam eine nicht näher bestimmte große Anzahl von ambulances des FDNY sowie privater Organisationen. Allein in Manhattan sind etwa 170 ambulances stationiert.

Die Dienstpläne wurden sofort nach der Katastrophe geändert. Alle Kräfte der Feuerwehr machen bis auf weiteres 24 Stunden Dienst und haben danach 24 Stunden frei. Von Feuerwehren in den Nachbarstaaten, vor allem aus New Jersey, waren bereits kurz nach dem Ereignis zahlreiche Angehörige ohne besondere Anforderung in die Stadt geeilt. Die äußerst schwierigen Bergungs- und Aufräumungsarbeiten werden in Anbetracht der gewaltigen Gebäudeabmessungen mit Gewissheit mehrere Wochen, wenn nicht Monate dauern. 

Die Feuerwehrangehörigen in aller Welt sind von Entsetzen und Fassungslosigkeit ergriffen. Sie fühlen mit ihren Kameraden in New York, denen die schwere Aufgabe der Leichenbergung über Wochen hin zufällt.

1 Manfred Gihl, Branddirektor a.D. der Berufsfeuerwehr Hamburg, ist Honoray Deputy Chief des FDNY.
2 Der Fire Commissioner und seine Vertreter sind politische Beamte, die die Dienstaufsicht über das Fire Department ausüben.