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Gefahren bei der Hochhausbrandbekämpfung

von Vincent Dunn, Deputy Fire Chief, City of New York Fire Department

Der Beitrag wurde in BRANDSchutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 9/1996, Seite 667 ff. veröffentlicht.
 

  • New York City: Zwei Feuerwehrleute sterben in einem Hochhaus durch giftige Gase 20 Stockwerke über einem Kellerbrand.
  • Chicago: Zwei Feuerwehrleute stürzen bei einem Hochhausbrand 15 Stockwerke tief in einen offenen Fahrstuhlschacht.
  • Philadelphia: Drei Feuerwehrleute werden bei einer Durchsuchung über einem sich ausbreitenden Hochhausbrand eingeschlossen und getötet.


Wie diese Todesfälle bezeugen, ist die Brandbekämpfung in Hochhäusern sehr gefährlich. Zu den üblichen Gefahren bei einem Hochhausbrand gehören Flammen, Rauch, Hitze, giftige Gase, Durchzündung (Flash-over), Backdraft und Flammenüberschlag (Flame-over). Das Hochhaus selbst bietet andere Gefahren im Hinblick auf die bauliche Struktur, die verwendeten Baustoffe und die Konstruktion der Fußböden, um nur einige zu nennen.

Im folgenden werden einige der Gefahren bei der Brandbekämpfung in Hochhäusern aufgezeigt und ein sicheres Vorgehen bei der Brandbekämpfung dargestellt, was das Überleben eines Hochhausbrandes ermöglichen soll.

Herabfallendes Glas
Schwere Stücke von rasiermesserscharfern, zerbrochenem Fensterglas, das aus dem zehnten oder 20. Stockwerk auf die Straße fällt, kann schwere Verletzungen oder den Tod bringen. Das herabfallende Glas kann Leute treffen, die auf dem Gehweg stehen, weil sie gerade aus dem Gebäude geführt oder gerettet worden sind, Leute, die nach draußen gegangen sind, um die Feuerwehr bei ihrer Arbeit zu beobachten und die Angehörigen der Hilfsdienste selbst.

Das Glas, das bei Hochhäusern verwendet wird, ist gefährlicher als Glas von einem normalen Wohnhaus: es ist dicker und schwerer. 1/4 Inch (6,4 mm) starkes Glas wiegt 2 1/2 Pfund pro Quadratfuß (3,7 kg/m2), während 1/2 Inch (12,8 mm) starkes Glas 5 Pfund pro Quadratfuß (7,4 kg/m2) wiegt. So ein 8 Fuß mal 4 Fuß (2,4 m x 1,2 m) großes Stück 1/4 Inch starkes Glas wiegt 80 Pfund (36 kg), eine 1/2 Inch starke Scheibe derselben Größe wiegt 160 Pfund (72 kg), und wenn Sie während eines Feuers in einem Hochhaus eine solche Scheibe einschlagen, können vier 40 Pfund (18 kg) schwere Scherben auf Feuerwehrleute und Zivilisten auf der Straße herunterregnen. Eine der ersten Lektionen, die ein Feuerwehrmann lernt, wenn er aus einer Wohngegend in ein Gebiet mit Hochhäusern versetzt wird, ist, dass man zum Lüften nicht die Fenster verwendet, weil es zu gefährlich ist - und nicht etwa, weil der Kommandant das verboten hat. Die meisten Fenster sind fest eingesetzt oder man benötigt zum Öffnen einen Schlüssel. Unter gewissen Umständen können Sie ein Fenster bei einem Hochhausbrand einschlagen, um Hitze oder Rauch hinauszuleiten, zum Beispiel:

  • wenn um das Hochhaus ein Balkon oder ein Mauervorsprung läuft, der verhindert dass das Glas auf die Straße fällt;
  • an der Seite oder der Rückseite des Gebäudes, falls das Glas auf das Dach eines angrenzenden Gebäudes fällt; 
  • und bei Einsätzen während der Nacht oder am frühen Morgen, nachdem der Einsatzleiter dafür gesorgt hat, dass Kräfte die Straße und die Gehwege abgesperrt haben und Feuerwehrleute in den Hauseingängen bereitstehen, um zu verhindern, dass Leute aus den Häusern in die Gefahrenzone laufen und er den Befehl zum Belüften gegeben hat.


Das Belüften durch fest eingesetzte Fenster, um Rauch und Hitze hinauszuleiten, ist nur begrenzt durchzuführen und muss streng überwacht werden. Bei den meisten Hochhausbränden wird es überhaupt nicht durchgeführt, weil es zu gefährlich ist. Die allgemeine Regel ist, dass man einen Hochhausbrand wie einen Kellerbrand bekämpft.

Aufzüge
Der gefährlichste Teil einer Hochhausbrandbekämpfung ist die Benutzung eines Aufzugs, um zur Brandstelle zu gelangen. Aufzüge können die Feuerwehrleute bis zur Brandetage bringen, um sie dann direkt in eine Flammenwand zu schicken; oder Aufzüge können im Schacht über dem Feuer steckenbleiben und die Feuerwehrleute wie in einem Kamin töten.

Ein Feuerwehrmann erzählte mir kürzlich von einem Vorfall in einem Aufzug bei einem Hochhausbrand, zu dem er gerufen worden war. Auf dem Computerausdruck stand ein Feuer im 13. Stockwerk. Die Leitstelle bestätigte auf der Anfahrt über Funk das Feuer im 13. Stock. An der Einsatzstelle stieg der Trupp mit dem Feuerwehrmann in den Aufzug und drückte den Knopf für den 12. Stock. Der Aufzug fuhr nach oben, die Tür öffnete sich - und Flammen, Hitze und Rauch drangen in die Kabine. Die Feuerwehrleute ließen sich zu Boden fallen, setzten die Atemschutzmasken auf und drückten die Knöpfe für die tiefer gelegenen Stockwerke. Nichts rührte sich. Sie hielten die Tür geschlossen. Der Feuerwehrmann sagte, dass er den Angriffstrupp mit einem Rohr im Flur von rechts hatte vordringen hören können. Er befahl seinen Leuten, sich fertig zu machen, um den Aufzug nach links zu verlassen. Plötzlich fuhr der Aufzug abwärts. Der Feuerwehrmann sagte mir, er habe drei Dinge gelernt:

  • Man muss möglichst genau wissen, in welchem Stockwerk sich der Brand befindet. Der Computerausdruck und die Angaben über Funk waren falsch gewesen. Das Feuer hatte sich im 12. Stockwerk befunden, aber jemand hatte den Brand in der 13. Etage gemeldet.
  • Man sollte mit dem Aufzug nur bis zwei Stockwerke oder tiefer unter die Etage fahren, wo der Brand gemeldet worden war. Nur ein Stockwerk darunter ist ein zu großes Risiko.


In einem anderen, beinahe tödlichen, Vorfall während eines größeren Hochhausbrandes 1993 bekam ein unerfahrener Feuerwehrmann, als die Löscharbeiten in vollem Gange waren, den Auftrag, den Aufzug zu bedienen. Er brachte einen Suchtrupp in die Etage direkt über dem sich im Vollbrand befindlichen Stockwerk, um die Stockwerke darüber abzusuchen. Als er wieder hinunterfahren wollte, nachdem der Such- und Rettungstrupp den Aufzug verlassen hatte, blieb die Kabine in der Etage über dem Feuer stecken. Der Feuerwehrmann, der in dem mit Rauch und Hitze erfüllten Aufzug eingeschlossen war, rief um Hilfe. Der Suchtrupp hörte seine Rufe und rettete ihm das Leben.

Die Lehre hier ist, niemals einen Aufzug zu benutzen, dessen Schacht sich zur Brandetage öffnet. Ein geschlossener Schacht, einer, der zur Brandetage keine Öffnung hat, kann in einem frühen Brandstadium benutzt werden.

Seien Sie jedoch auch bei einem geschlossenen Schacht vorsichtig, da in modernen Hochhäusern zur Umbauung von Aufzugschächten zwei Inch (50,8 mm) dicke Gipsplatten benutzt werden. Ein starker Vollstrahl könnte eine solche Wand aufbrechen und aus einem geschlossenen Aufzugschacht einen offenen machen, wodurch möglicherweise das Stockwerk darüber Hitze, Flammen und Rauch ausgesetzt werden könnte.

Wenn sich der Brand unterhalb des 6.Stocks befindet, gehen Sie zu Fuß, ohne den Aufzug zu benutzen, oder nehmen Sie einen Aufzug, der nicht bis zur Brandetage reicht und gehen Sie zu Fuß weiter. Es ist sicherer.

Einsturz
Bei dem Hochhausbrand 1 New York Plaza in New York City 1970 bestand der Gebäudeschaden hauptsächlich im Einsturz von Decken. 20 000 Quadratfuß (1860 Quadratmeter) Stahlbetondecken und 150 Stahlträger für die Decken mussten ersetzt werden. Durch das Feuer wurde die Decke darüber nach oben gebogen und brach auf. Böden und Trennwände wurden nach oben und seitlich verschoben. Keine Bodenplatte stürzte ein, aber kein Feuerwehrmann konnte den Bereich, der nach oben gebogen und gerissen war, wegen der Einsturzgefahr mehr sicher betreten.

Der Boden besteht bei einem Hochhaus in Stahlskelettbauweise meistens aus Stahlblechprofilen, 10 Fuß mal 12 Fuß (3 m x 3,6 m) groß, die mit 2 oder 3 Inch (50,8 mm bis 76,2 mm) Beton bedeckt sind. Dieser Boden aus einer Kombination von Stahl und Beton wird von Stahlträgern in gitterförmiger Anordnung getragen. Wenn die Decke durch die Hitze des Brandes zerstört wird und die Unterseite der Stahlblechprofilen erhitzt wird, wird dieser Bereich des Betons darüber an den Nähten aufbrechen und sich nach oben biegen. Danach wird ein Teil des Bodens auch nach unten einsacken, nachdem die Stahlträger darunter sich ebenfalls biegen, verwinden und knicken.

Bei dem Brand des Banker's Trust Company Gebäudes 1993 in New York City berichtete ein Feuerwehrmann, dass der Fußboden des Stockwerks über dem Feuer, wo er beim Durchsuchen war, sich zu wölben und einzusinken begann. Er bemerkte, wie sich Türen von Aktenschränken plötzlich zu öffnen begannen. Ganze Schubladen mit Akten rutschten aus den Schränken. Nachdem das Feuer gelöscht worden war, wurde als Ursache für das Öffnen der Aktenschränke das Absinken und Einstürzen der Fußböden festgestellt. Als Stahl und Betonteile des Bodens nach unten nachgaben, neigten sich die Schubladen nach unten und rutschten heraus. Bei einem Hochhausbrand in Montreal, Kanada, bei dem mehrere Stockwerke brannten, stürzte eine 10 Fuß mal 12 Fuß große Bodenplatte auf die darunterliegende Etage. Denken Sie deshalb daran, dass auch bei je einem feuersicheren Hochhaus ein Brandausbreitung über die einzelnen Stockwerke eintreten kann und Einstürze durch Brandeinwirkung vorkommen können.

Einsturz von Wänden
Bei dem One Meridian Plaza Brand in Philadelphia brachen Teile der Granitwand ab Die Flammen, die sich an der Außenseite des Gebäudes von Fenster zu Fenster ausbreiteten, hatten die Granitfassade erhitzt. Große Stücke von erhitztem Granit, die zwischen 20 und 30 Pfund (9 bis 13 kg) wogen, fielen auf den Fußweg und verfehlten nur knapp die Feuerwehrleute. Stein und Beton können unter Hitzeeinwirkung absplittern, indem sich Teile des Mauerwerks durch die Ausdehnung der im Stein oder Beton enthaltenen Feuchtigkeit absprengen.

Deckeneinsturz
Bei einem Feuer mit fünftem Alarm 1990 im Empire State Building, ein Gebäude aus Stahlbeton mit einem Stahlskelett, fielen Stücke der Betondecke auf Feuerwehrleute, die mit einem Strahlrohr vorgingen. Wenn in einem Betongebäude keine verkleideten Decken sind, wird die Decke direkt durch den Brand erhitzt. Dadurch treten Absplitterungen auf. Stücke der Betondecke fallen auf die Helme der mit dem Strahlrohr vorgehenden Feuerwehrleute. Betonstücke mit einem Gewicht von 10 bis 20 Pfund (4,5 bis 9 kg), die 10 Fuß (3 m) tief herunterfallen, können schwere Verletzungen hervorrufen.

Einsturz abgehängter Decken
Hochhäuser können leichte, abgehängte Decken haben. Ein System aus dünnen Metallrahmen und Drähten hält abnehmbare Paneele. Wenn die Trägerkonstruktion durch den Brand erhitzt wird, kann die abgehängte Decke herunterstürzen. In dem dünnen Metallrahmensystem und den Aufhängedrähten oder in herabfallenden elektrischen Kabeln können sich nach einem solchen Einsturz Feuerwehrleute verfangen und sie so in einem in Flammen stehenden Raum oder einem Flur gefangenhalten. Auf diese Weise wird ein Feuerwehrmann beim Einsturz einer abgehängten Decke nicht durch die Deckenteile verletzt, sondern durch Rauch und Feuer nach dem Einsturz. Wenn Sie ein Stockwerk bei einem Hochhausbrand durchsuchen, entfernen Sie ein Paneel der abgehängten Decke mit einem Einreißhaken. Das Feuer könnte sich in dem Zwischenraum über der Decke gerade über Ihrem Kopf ausbreiten.

Absturz von Neonleuchten
Noch bevor das Absplittern eintritt, können bei einem Brand große, schwere Neonleuchten abstürzen. Diese Leuchten können zwischen 20 bis 30 Pfund wiegen und sind an Draht oder Ketten aufgehängt. Sie sind mit einer Befestigung aus Blei oder Ankern an der Betondecke befestigt. Durch die Hitze des Feuers schmelzen die Bleibefestigungen schnell, und die Leuchten stürzen ab. Solche Gefahren bestehen in den Fluren von Betongebäuden wie Schulen, Krankenhäusern und Bürohochhäusern.

Stockwerksaufteilung
Die Aufteilung des Stockwerks in einem Bürohochhaus mit großen, offenen Flächen, langen Fluren, Stichfluren und irrgartengleichen Trennwänden und Arbeitsplätzen können für einen absuchenden Feuerwehrmann zur tödlichen Falle werden. Die Einteilung der Etage eines 20000 Quadratfuß großen Büros in einem Hochhaus kann das Eindringen und Herauskommen aus einem mit Rauch gefüllten Bereich zu einem Alptraum werden lassen. Feuerwehrleute müssen sich durch vorherige Besuche oder mit Hilfe eines Etagenplans mit der Aufteilung der Hochhausetage vertraut machen. Zwar sind keine zwei Stockwerke genau gleich, aber es gibt einige Gemeinsamkeiten. Kenntnisse über die Etagenaufteilung geben dem Feuerwehrmann Selbstvertrauen und helfen ihm bei der Suche in Dunkelheit und Rauch. Zu den allgemeinen Merkmalen der Stockwerkaufteilung in einem modernen Hochhaus gehören:

  • ein Kernbereich in der Mitte der Etage mit Treppenraum, elektrischen Verteilerschränken, Heizung und Klimaanlage, Sanitäreinrichtungen und Lagerräumen;
  • Büros im Außenbereich des Stockwerks;
  • kleine Räume, die den äußeren Fensterbereich vom Innenbereich abtrennen;
  • abgetrennte Arbeitsplätze wie in einem Irrgarten zwischen den Büros des Außenbereichs und dem Kernbereich;
  • Flure und Korridore im Bereich dazwischen.


Stichflure
Dies sind Verlängerungen von Korridoren oder Verkehrswegen, die über einen Ausgang hinausführen. Dadurch entsteht ein geschlossener Bereich, in dem der Feuerwehrmann eingeschlossen werden kann. Es gibt nur einen Weg, aus einem Stichflur wieder herauszufinden. Während sich der Feuerwehrmann in einer mit Rauch gefüllten Etage dem Ausgang nähert, kann er an der Tür vorbeigehen und in dem toten Bereich eingeschlossen werden.

Irrgartengleiche, abgetrennte Arbeitsplätze
Dies ist ein weiteres, für Feuerwehrleute tödliches Merkmal, die sich zwischen den wie in einem Irrgarten angeordneten, einzelnen Arbeitsplätzen in einer dunklen oder mit Rauch gefüllten Umgebung verirren und von den Flammen eingeschlossen werden können.

Sicherheitsleine
Aufgrund der oben erwähnten zahlreichen Gefahren, die sich durch die Stockwerkaufteilung ergeben, muss von den Feuerwehrleuten eine Sicherheitsleine benutzt werden. Dadurch kann ein Feuerwehrmann seinen Weg sicher wieder zurückfinden, wenn sich die Etage plötzlich mit Rauch oder Flammen zu füllen beginnt. Die Sicherheitsleine, eine 100 Fuß (30 m) lange Nylonleine mit kleinem Durchmesser mit Karabinerhaken an beiden Enden, wird von den ersten Feuerwehrleuten, die die Brandetage betreten, benutzt, wenn sie in einem 20000 bis 30000 Quadratfuß großen Bereich, der vielleicht 150 Räume und Arbeitsplätze hat, nach dem Brandherd suchen. Man befestigt die Leine vor dem Betreten der Etage für die Suche an einem Handlauf im Treppenraum. Wenn man sich von der Treppe entfernt und sich der Hitze und dem Rauch des Brandes nähert, lässt man die Leine auslaufen. Wenn der Brandherd festgestellt ist, können sich weitere Angriffsteams mit ihrem Führer ohne Zeitverlust dem Brand nähern, indem sie der Leine folgen.

Rauchansammlung
Wenn in einem Hochhaus ein Brand entsteht, ist der Rauch heiß. Die Rauchtemperatur kann in der Nähe des Brandherds zwischen 1200 'F (650 'C) und 1400 'F (760 'C) erreichen. Wenn der Rauch sich vom Brandherd, der sogenannten "Heißrauchzone" entfernt, verliert er an Wärme. Auch wenn der Rauch durch Treppenräume, Flure und Schächte zieht, wird er von der Umgebungsluft, den Betonwänden und Decken, an denen er vorbeizieht, gekühlt.

In einem Hochhaus bewegt der Schichteffekt (stack effect) den Rauch durch das Gebäude in die "Kaltrauchzone". Der Schichteffekt wird durch Temperaturunterschiede, die innerhalb und außerhalb eines abgeschlossenen Hochhauses bestehen, verursacht. Dieser Temperaturunterschied erzeugt im Innern des Gebäudes Druckunterschiede, die den Rauch 10 oder 20 Stockwerke weit vom Brandherd wegtransportieren. Der Rauch kann nach oben steigen, manchmal auch nach unten durch Treppenräume, Aufzugschächte, rauchsichere Treppenhäuser, Rauchabzüge, Leitungen von Klimaanlagen, Versorgungsschränke, Posteinwurfschächte, verdeckte Räume und Inspektionslöcher an der Außenhaut von Vorhängefassaden. Schließlich zieht der Rauch nicht mehr weiter und sammelt sich irgendwo in einem abgelegenen Teil des Gebäudes. Dieser Rauch kann sich über fünf oder zehn Etagen eines Treppenraumes mit über 50 Stockwerken ansammeln oder sich in einer Büroetage 15 oder 20 Stockwerke über dem Brand ausbreiten. Dieser Rauch ist zwar kalt und hat seinen Wärmeauftrieb verloren, aber er ist immer noch tödlich und kann Kohlenmonoxid enthalten.

Zwei Angehörige der Feuerwehr von New York City erstickten in einer solchen Rauchansammlung. Die Feuerwehrleute Charles Lang und Robert Hurst waren auf der Suche nach Menschen, die im 20. Stockwerk während eines Brandes in einem Tiefgeschoss eines Hochhauses als eingeschlossen gemeldet worden waren und wurden von Kohlenmonoxid überwältigt. Hieraus müssen wir lernen, dass man bei der Durchsuchung auch von abgelegenen Bereichen viele Stockwerke über dem Feuer in einem Hochhaus Atemschutz anlegen muss, sobald man auf Rauch trifft. Glauben Sie nicht, dass der Rauch nicht gefährlich ist, nur weil er nicht mehr heiß ist, weil Sie sich weit vom Feuer entfernt aufhalten oder das Feuer bereits gelöscht ist - er kann tödlich sein.

Hitze
Die heiße, abgeschlossene Umgebung ist bei einem Hochhausbrand für die Feuerwehrleute ein größeres Problem. Die Schutzkleidung und das Atemschutzgerät wiegen 50 Pfund (23 kg), was zum Hitzestress für den Körper dazukommt. Selbst in vom Feuer entfernt liegenden Bereichen kann die Temperatur in nur einer Stunde auf 100 °F (37,7 °C) ansteigen, wenn die Klimaanlage abgeschaltet ist, was für den Feuerwehrmann zusätzlichen Stress bedeutet.

Ein Feuerwehrmann stellte einmal fest: Wenn man nach 20 oder 30 Minuten intensiver Brandbekämpfung in einem normalen Wohngebäude das Feuer nicht gelöscht hat, kann man nach draußen gehen und einen Außenangriff vornehmen. Bei einem Hochhausbrand dagegen versucht man in den nächsten zwei bis drei Stunden im Innern immer noch, das Feuer zu löschen, und es brennt heiß. Die Schutzkleidung schützt einen vor Rauch und Flammen, aber gegen die sich stauende Körperwärme gibt es keinen Schutz. Tatsächlich trägt die Schutzkleidung sogar noch zur Hitze bei, weil sie das Entweichen der Körperwärme verhindert.

Alle eingesetzten Kräfte müssen sich der Gefahr einer Hitzeerschöpfung bewusst sein und bei einem Hochhausbrand entsprechend danach handeln. Die Einsatzleiter müssen auf die physischen Grenzen der Einsatzkräfte achten. Frische Kräfte müssen zur Ablösung bereitstehen. Führungskräfte sollten ihre Leute sich abwechseln lassen und, wenn nötig, eine Erholungspause anordnen. Die Feuerwehrleute sind dafür verantwortlich, nicht so hart zu arbeiten, dass sie erschöpft werden und medizinische Hilfe benötigen; sie müssen sich zügeln und, wenn nötig, um eine Pause bitten. Um einem Kollegen, der wegen einer Hitzeerschöpfung bewusstlos zusammenbricht, zu helfen und Erste Hilfe zu leisten, benötigt man zwei Feuerwehrleute.

Feuerwehrleute in einem Angriffsteam bei einem Hochhausbrand sollten, wenn sie eine 45-Minuten-Flasche Atemluft verbraucht haben, diese ersetzen und eine Pause machen. Danach können sie, wenn es möglich ist, wieder an die Arbeit gehen. Feuerwehrleute, die ein Strahlrohr halten, sollten nicht mehr als ein oder zwei Flaschen verbrauchen dürfen, bevor sie wieder zurück auf die Wache geschickt werden.

Deckenzwischenraum
Jedes Stockwerk eines Hochhauses hat einen Deckenzwischenraum, ein großer Raum der durch die abgehängte Decke entsteht. Dieser Raum über der abgehängten Decke und unterhalb der Unterseite des Stockwerks darüber wird zum Teil für die Führungskanäle der Klimaanlage benutzt. Meilen von Drahtkabeln, die mit PVC-Isolierung überzogen sind, sind in dem Deckenzwischenraum verlegt. Ein Feuer in diesem Deckenzwischenraum entzündet die brennbare Isolierung und breitet sich in diesem großen, verdeckten Bereich aus. Damit keine Feuerwehrleute durch ein sich über ihren Köpfen ausbreitendes Feuer eingeschlossen werden, müssen sie bei der Durchführung des Angriffs oder bei einer Suche regelmäßig mit einem Einreißhaken die Decke öffnen, um sich ausbreitende Flammen oder Rauch festzustellen.

Offene Schächte
In Hochhäusern gibt es große Schächte, wie Aufzugschächte, Paket- und Posteinwurfschächte, Laufbandöffnungen, Rauchabzugschächte, Müllschlucker, Versorgungs- und Installationsschächte. Sind diese Schächte länger als 20 oder 30 Stockwerke, sind sie normalerweise mit Gipsblockwänden, selbstschließenden Türen und Falltüren gesichert, um zu verhindern, dass Personen im Gebäude hineinfallen. Während eines Brandes können diese Sicherheitseinrichtungen jedoch zerstört, unbrauchbar oder von Feuerwehrleuten geöffnet worden sein. In diesen Schächten können Feuerwehrleute in einer dunklen und verrauchten Umgebung in den Tod stürzen. Zwei Feuerwehrleute in Chicago wurden bei einem Sturz in einen Aufzugschacht getötet. In New York City schmolz ein Aluminiumgeländer um einen Rauchabzugschacht. Ein Feuerwehrmann, der aus dem Treppenraum in den Bürobereich wollte, fiel beinahe in den Rauchabzugschacht und 20 Stockwerke tief. Wir müssen hier lernen, dass wir bei einem Hochhausbrand nicht erwarten dürfen, dass die üblichen Sicherheitseinrichtungen an ihrem Platz sind. Bewegen Sie sich nicht blind in Rauch oder Dunkelheit, gehen Sie herunter auf alle Viere und kriechen Sie in Sicherheit, während Sie immer mit den Händen den Fußboden vor Ihnen fühlen.

Der Beitrag ist erschienen in BRANDSchutz/Deutsche Feuerwehr-Zeitung 9/1996, Seite 667 ff.